Leitfaden für Anfängermodels

von Model Desty

Liebe Mädels und Frauen da draußen, ihr kennt das sicher: Eine Freundin oder Bekannte war neulich bei einem Fotografen und zeigt euch nun die Bilder davon. Oder ihr surft gemütlich durch´s Internet und entdeckt auf irgendwelchen Seiten schöne Bilder von scheinbar wunderschönen Frauen. Sämtliche Frauenzeitschriften sind ja auch voll damit, auf den Straßen schaut Heidi Klum von den Plakaten auf euch runter ... Und während ihr diese Bilder bewundert, wecken sie in euch das Bedürfnis selbst ein mal so abgelichtet zu werden.

Einmal Model sein! Vielleicht sogar in eine andere Rolle schlüpfen, sich hübsch machen lassen und ein paar Andenken davon mitnehmen. Komme was wolle, ihr braucht jetzt Bilder von euch! Am besten sofort.
Der Entschluss ist also gefasst. Nun schauen wir ein Mal wie ihr das schaffen könnt.


Teil 1
Wie komme ich an ein Shooting?

Basis: Du möchtest schöne Bilder von dir haben, weißt aber noch nicht wie genau du das anstellst? Dann mache dir erst einmal Gedanken darüber, wie du diese Bilder nutzen möchtest und ob auch andere diese Bilder sehen dürfen. Hierfür gibt es zwei Arten von Shooting-Basen:

Die erste und beliebteste nennt sich
„TfP“ und bedeutet übersetzt „Time for prints/ photos“. Fotograf und Hobbymodel vereinbaren ein Shooting, bei dem jeder seine Kosten (Fahrt, Kleidung, Studio, Technik, Visagistin) selbst trägt. Dafür dürfen dann beide die entstandenen Bilder gleichermaßen und nicht kommerziell (daraus einen finanziellen Gewinn schlagend) nutzen.
Diese Basis eignet sich vor allem dann, wenn beide ungefähr gleichermaßen erfahren sind. Also Anfängerfotograf + Anfängermodel, Hoobyfotograf + Hobbymodel, etc.
Die zweite nennt sich
„Pay“. Hierbei wird einer der beiden, also Model oder Fotograf für seine Arbeit bezahlt. Dies wird vor allem von weniger erfahrenen Künstlern genutzt, um schnell und einfach Erfahrungen zu sammeln und hochwertige Bilder zu erstellen.

Bezahlst du einen Fotografen dafür, dass er dich fotografiert, darfst du auch bestimmen was ihr fotografiert (Outfit, Pose, Aufnahmebereich etc.), darfst dir nahezu jedes Bild zur Bearbeitung aussuchen und bist auch die einzige, die die Bilder frei nutzen darf. Achte hierbei bitte darauf, dass der Fotograf den du dir dafür aussuchst auch „etwas auf dem Kasten“ hat. Dann kannst du dir sicher sein, dass er weiß wie er dich ins rechte Licht rückt und tolle Aufnahmen von dir macht. Solche Fotografen findest du z.B. in gut ausgestatteten Fotostudios. Nehme Kontakt zu ihnen auf, gehe am besten ein Mal vorbei und bespreche alles Notwendige.

Zum Thema „Vorbereitung“ komme ich im nächsten Teil.


… Nun hattest du also dein erstes Fotoshooting, bist total verliebt in dich selbst, weil dir die Bilder so gut gefallen und fandest auch das Shooting an sich sehr aufregend. Jetzt denkst du darüber nach, so etwas öfter zu machen, ja es als Hobby anzufangen.
Das ist eine tolle Idee. Modeln macht wirklich sehr viel Spaß, aber es ist auch Arbeit. Du brauchst regelmäßig Fotografen, die mit dir gemeinsam Bilder machen wollen, du musst dir viele Klamotten kaufen, auf deinen Körper achten und vor allem viel Zeit dafür finden.
Die Vorbereitung eines Shootings kann schon mal einige Stunden in Anspruch nehmen. Und das Shooting an sich sollten auch nicht mal eben zwischen dem Frühstück und Mittagessen statt finden. Überlege dir, ob du das wirklich möchtest. Denn dann wird es Zeit, dich auf Seiten anzumelden, die dir den Zugang zu Fotografen erleichtern.


Ehe ich dir dazu mehr erzähle, möchte ich an dieser Stelle noch eben einen großen Irrglauben beseitigen.
Es soll Models geben, die sich nach drei Shootings bereits für ein Topmodel halten und meinen nun posingsicher und ausdrucksstark zu sein. Selbstverständlich können sie nun 100€ die Stunde für ein Shooting verlangen, weil sie ja ach so toll sind.
Dem ist NICHT so. Verlangst du Geld für deine Arbeit, muss alles perfekt sein. Du musst komplett ohne Anweisungen dafür sorgen können, dass der Fotograf (oftmals selbst Anfänger) super Bilder von dir macht (Kamera- sowie Lichteinstellung lassen wir Außen vor, das muss er schon selbst können). Aber dein Outfit muss dir stehen und mit der Location stimmig sein. Dein Posing muss fließend sein, du solltest deine Mimik jeder gestellten Situation anpassen können, viele Aufnahmebereiche anbieten, stets super freundlich, zuverlässig und perfekt organisiert sein. Und und und. Mit anderen Worten: Du darfst dir keine Fehler erlauben.
Denn nur dann bist du das Geld auch wert und der Fotograf hat es gut investiert. Und nein, 100€/h dürfen nur die ganz großen Models verlangen.

So auf geht’s. Laptop oder PC an und folgende Seiten aufrufen:


Model & Fotografenseiten:
1.
www.model-kartei.de Mit deinen neuen Bildern vom Fotografen kannst du dich schon in der Model-Kartei anmelden. Dies ist die größte und bekannteste Modelseite im Internet und damit sehr empfehlenswert. Hier kannst du dir mit zahlreichen persönlichen Angaben wie z.B. Aufnahmebereiche, Wohnort, Maße etc. eine Sedcard erstellen. Die Sedcard übermittelt allen Interessenten innerhalb einer Minute all die wichtigen Daten über dich. Auf diese haben auch alle anderen Mitglieder Zugriff und können dich direkt über dein Profil kontaktieren.
Du kannst dir dann mit einem Klick deren Sedcard anschauen und entscheiden, ob ein gemeinsames Shooting zustande kommen kann. Zudem kannst du dort auch Fotografen aus deiner Umgebung suchen, dir Forenbeiträge durchlesen, dich von den Bildern anderer inspirieren lassen und vieles mehr. Die Model-Kartei ist genau das richtige für deinen Start als Hobbymodel.


Erstellen einer Sedcard:
Das wichtigste bei deiner Sedcard ist, dass sie ehrlich und aktuell ist.
Es nützt dir nichts, wenn du z.B. bei deinen Maßen schummelst, denn das kommt spätestens beim Shooting raus. Peinlich! Auch sollten Dinge wie Piercings, Tattoos und Haarfarbe genau angegeben werden. Deine Bilder sollten dich so zeigen, wie du aktuell auch aussiehst (Ausnahme: Ältere Bilder mit anderer Haarfarbe). Kein Fotograf mag es, wenn du vor ihm stehst und er dich gar nicht erkennt.
Wähle deine ersten Bilder gut aus. Sie sollten deinen Aufnahmebereichen entsprechen und dich positiv darstellen. Selfies fallen also weg, damit ziehst du nur die falschen „Fotografen“ an.
Um so aussagekräftiger deine Sedcard ist, desto mehr Interesse wirst du erwecken.

Hinweis: Nach der Anmeldung bekommen die neuen Mädels meistens sehr viele Nachrichten. Viele von den Fotografen haben es gezielt auf „Neuzugänge“ abgesehen, anderen waren halt gerade online und sind per Zufall auf dich gestoßen. Lass dich davon nicht übermäßig beeindrucken, denn die meisten würden auch ihre Putzfrau Uschi anschreiben, wenn sie sich als Model anmeldet. Was jetzt nicht heißen soll, dass die Seite unseriös ist. Es ist nur wie überall auf der Welt: Es gibt solche und solche Menschen.
Nur weil du in der Model-Kartei angemeldet bist, bist du übrigens immer noch kein richtiges Model. Da gehört viel mehr zu. Aber du kannst es werden ;)

Nehme dir dann die Zeit, jede Sedcard genau anzuschauen.
Wie ist dein erster Eindruck? Gefallen dir die Bilder? Kannst du dir vorstellen auch solche zu machen? Wie sind die Shootingbewertungen des Fotografen? (Näheres dazu später)
Wenn du dir mal unsicher bist, dann versuche den Durchschnitt der Bilder zu bilden. Wäge die schlechteren mit den besten ab. Was überwiegt? Kommt dabei immer noch das heraus, was du haben möchtest?
Einige Mädels neigen am Anfang dazu, jede Anfrage anzunehmen um Erfahrungen zu sammeln. Das ist im Grunde nicht verkehrt, aber bedenke dass du wirklich nur das bekommen wirst, was du siehst. Kein Anfänger wird dir ein Hochglanzmagazin-Bild machen.


Eine Frage die ich mir am Anfang oft gestellt habe war: „Wieso hat er ein paar echte Knaller auf der Sedcard, wenn der Rest eher mittelmäßig ist?“
Die Antwort: Diese Bilder stammen oft von Fotografenworkshops. Dort wird das Licht von einem Profi eingestellt, das Model ist erfahren und oftmals gibt es danach noch einige Bearbeitungstips. Da können die Bilder nur gut werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass eure auch so klasse werden ist eher gering.
Wenn du den Fotografen dann antwortest, JA du MUSST antworten um fair zu bleiben, schließlich haben sie auch ihre Zeit investiert um dir ein Angebot zu machen, dann achte stets auf Höflichkeit. Und sei bitte ehrlich!

Ich unterhalte mich sehr viel mit Fotografen; klar ich arbeite ja auch mit ihnen zusammen und höre von jedem die gleichen Geschichten:
„Das Model hat am Montag zugesagt, wir haben dann ganz viel über das Shooting gesprochen, sie war total nett und am Samstag wurde kurzfristig abgesagt/ist der Silberfisch gestorben/die Oma von der Treppe gestürzt , der Tampon verrutscht oder es kam zum vereinbarten Zeitpunkt einfach keiner und war auch telefonisch nicht zu erreichen.“
DAS geht wirklich GAR NICHT! Seid einfach von vornherein ehrlich zu euch selbst und zu dem Fotografen, der euch die Anfrage geschickt habt.
Auch bei Absagen. Derjenige kann nichts dafür, dass dir seine Bilder nicht gefallen.

Eine mögliche Absage kann sein:
„Hallo Heinz-Peter,
vielen Dank für deine Shootinganfrage. Ich habe mir deine Bilder angesehen und muss dir leider sagen, dass sie nicht meinen Vorstellungen entsprechen.
Liebe Grüße, Hildegard“


Bei einer Zusage fragst du nach seinen Vorstellungen und wie das Shooting ablaufen soll.
Im Idealfall sprecht ihr am Telefon darüber. Dann bekommt ihr beide einen wesentlich besseren Eindruck von einander.

2. Alternativ und immer mehr genutzt wird
Facebook. Wie für alles andere auch. Hier gibt es extra Gruppen für Anfänger-Models, in denen du mit einem hübschen Foto (kein Selfie!) von dir nach Fotografen aus deiner Nähe suchen kannst. Beachte, dass dort eben jeder angemeldet ist. Nicht alle, die vorgeben Fotograf zu sein, sind es auch. Sei hier besonders vorsichtig und frage nach Links zu seinen Bildern. (Homepage, Sedcard, etc.)
Bei solchen Posts ist es enorm wichtig, dass du dazu schreibst woher du kommst, ob du mobil bist und was für Aufnahmen du dir vorstellst.
Sei nicht traurig, wenn sich niemand meldet. Versuche es einfach ein paar Tage mit einem anderen Bild noch mal. Viele Posts bei Facebook gehen leider in der Masse unter. Du kennst das sicher von Seiten, die du geliket hast und nach 3 Wochen nie wieder etwas von denen liest.



Fotografenauswahl-Kriterien
Wenn du dir eine Fotografen-Seite anschaust dann achte auf folgende Dinge:

-
Kommunikation: Welchen Eindruck erweckt er bei dir? Macht es Spaß mit ihm zu schreiben? Beantwortet er all deine Fragen? Wirkt er offen und freundlich?
Ich möchte dir keine Angst machen, aber es gibt leider einige schwarze Schafe unter den Fotografen. Oftmals erkennt man sich schon an einer seltsamen Kommunikation. Dahin geklatschte Wörter, ausweichende Antworten, ständiges nachfragen nach Aufnahmen, die du nicht machen möchtest und großzügige Geldangebote sind Warnhinweise und UNBEDINGT zu beachten.
Sowie dir jemand komisch vorkommt, erkundige dich bei anderen Models, ob sie schon ein Mal mit ihm zusammen gearbeitet haben. Im Zweifelsfall sag ihm ab, weil du glaubst, dass die Chemie zwischen euch nicht stimmt. Besser einmal zu viel abgesagt, als einmal an den Falschen geraten.


-
Bildstil: Schau dir die gesamte Sedcard an und entscheide für dich, ob deine Bilder ähnlich wie diese werden sollen. Nicht jeder Fotograf weißt einen eigenen Stil auf. Jedoch erkennt man meist, wo er seinen Schwerpunkt hat. Sehr viele fotografieren z.B. fast nur Portraits. Damit solltest du dich identifizieren können.

- Bildbearbeitung: Schau genau hin, wie die Bilder bearbeitet werden. Erfolgt überhaupt eine Bearbeitung? Wie stark ist diese? Spricht sie dich an? Das sollte schon passen, denn er wird deine auch so bearbeiten. (Bei manchen Fotografen hat man ein Mitspracherecht, was ich persönlich aber unnütz finde, da ich mich mit Photoshop nicht auskenne und nicht weiß was alles möglich ist.)
Ich habe gehört, dass sich viele Mädels sich Bilder wie in den Magazinen vorstellen. Sorry, aber die wirst du von reinen Hobbyfotografen nie bekommen. Die meisten legen viel Wert auf Natürlichkeit und das ist auch wichtig. Selbstverständlich kann er dich 20 Kilo leichter machen, deine Nase richten und deine Beine endlos lang zerren. Aber wem willst du damit etwas vormachen? Ein Bild sollte immer noch dich selbst zeigen.

- Shootingbewertungen: In der Model-Kartei haben Fotograf und Model die Möglichkeit ihr stattgefundenes Shooting zu bewerten. Wenn du dir unsicher bist, ob derjenige seriös ist, lese dir die Meinungen seiner bisherigen Models durch.

- Erfahrungsgrad: Wenn du noch Anfängerin bist, dann suche dir auch ruhig Anfänger- Fotografen zum üben. Es ist sehr hilfreich, wenn ihr nach dem Shooting die Bilder zusammen anschaut. Da bemerkt ihr erst, welche Fehler euch unterlaufen sind und was man beim nächsten Mal verbessern muss.
Achte hierbei besonders auf dein Posing und Ausdruck.
Anfänger Models neigen oft dazu, verkrampft zu gucken. Dies lässt sich mit regelmäßigem Training vor dem Spiegel vermeiden. (Auch wenn man sich mega dumm dabei vorkommt.)

- Begleitperson: Deine ersten Shootings werden sicher sehr aufregend sein. Da ist es verständlich, dass du gerne jemanden dabei haben möchtest, der dir etwas die Nervosität nimmt. Achte bei deiner Auswahl dieser Person bitte darauf, dass sie weder eifersüchtig ist, sich langweilen könnte oder es gar total doof findet was du da machen möchtest. Denn dann wird sie euer Shooting nur behindern und die Bilder werden Mist.
Kläre die Person, für die du dich entschieden hast darüber auf, dass sie mehrere Stunden vor Ort sein muss, nicht wirklich mit dir quatschen kann und vielleicht auch mal einen Reflektor oder ähnliches halten müsste.
Fotografen, die mit Anfängern shooten, sind sich bewusst, dass diese gerne eine Begleitperson dabei haben. Es gibt nur weniger Fotografen, die sich darüber freuen. Aber wenn es dir hilft, dann sollte es ihm recht sein.
Manche Fotografen untersagen eine Begleitperson auch. Nicht weil sie dir an die Wäsche wollen, sondern weil sie einfach schlechte Erfahrungen damit gemacht haben. Dazwischen schnatternde Freundinnen, eifersüchtige Freunde, eine kopfschüttelnde mit erhobenem Zeigefinger dastehende Mutti … nicht selten wird ein Shooting deshalb unterbrochen. Davon habt ihr dann beide nichts. Du bist also für deine Begleitperson verantwortlich.


- Aufnahmebereiche (& Konsequenzen): Sowie du den Entschluss fasst, Hobbymodel zu werden solltest du dir Gedanken über deine Aufnahmebereiche machen.
Vom einfachen Portrait, über Dessous bis freizügigen Akt ist alles möglich. Am besten sammelst du erst ein Mal Erfahrungen mit Portraits und Streetwear. Solche Aufnahmen sind total unverfänglich und du kannst sie sogar deiner Omi zeigen.
Bitte bedenke, dass alle Bilder, die du je im Internet hochlädst für immer dort bleiben. Solltest du dich also dazu entschließen, erotischere Aufnahmen zu machen kann die quasi jeder sehen, wenn du sie irgendwo postest.
Manche Mädels suchen sich auch einen Fotografen, der von ihnen Bilder für einen Kalender machen soll, den sie dann ihrem Freund schenken wollen. Niemand sonst soll diese Bilder sehen. Das geht dann nur, wenn dieser Fotograf entweder ein sehr guter Kumpel von dir ist oder wenn du ihn dafür bezahlst und damit die alleinigen Bildrechte erhältst. Hier ist ein Vertrag, der das alles genau regelt sehr wichtig!

- Shootingort: Bilder kann man eigentlich überall machen. Nur ist nicht jeder Ort gleich gut geeignet dafür. Manchmal steht erst die Location fest und danach richtet man dann die Art der Aufnahmen. Oftmals ist es aber andersherum. Die gängigsten Shootingorte sind: Die eigene Wohnung, ein Fotostudio, ein Hotelzimmer, ein verlassenes Gebäude oder die freie Natur. Achtet draußen stets auf eure Sicherheit, feste Schuhe und wenige Spaziergänger.

- Shootinganfrage: Du hast in der Model-Kartei oder bei FB einen tollen Fotografen entdeckt, nimmst all deinen Mut zusammen und möchtest ihn nun nach einem gemeinsamen Shooting fragen. Dann sei einfach du selbst. Halte dich an folgende Punkte (Ja liebe Fotografen, die das gerade lesen auch IHR solltet diese Punkte unbedingt einhalten).:
- Begrüßung, gerne mit Namen
- Shootingort
- möglicher Zeitraum
- Basis
- Vorstellungen
- Verabschiedung


Ein Beispiel für eine interessante und informative Anfrage:
„Hallo Günther,
auf der Suche nach einem Fotografen aus meiner Umgebung bin ich auf deine Sedcard aufmerksam geworden. Deine Bilder gefallen mir super und ich kann mir gut vorstellen, gemeinsam welche zu machen.

Ich wohne in Buxtehude und habe ein Auto, das mich bis zu 50km Umkreis weit fährt.
Da ich unter der Woche im Büro arbeite, möchte ich gerne eins der kommenden Wochenenden im Juli für das Shooting nutzen.
Ich habe gesehen, dass du selbst noch nicht so lange fotografierst und daher würde ich es toll finden, wenn wir beide auf TfP-Basis üben könnten. :)

Letzte Woche habe ich mir so ein tolles weißes Kleid gekauft, welches sich an einem See oder Wald sicher hervorragend auf Bildern machen würde. Außerdem würde ein Shooting am Buxthehudener See sicher auch etwas schönes.
Wie findest du die Idee?

Schau dir bitte meine Sedcard an und sage mir, ob wir über ein gemeinsames Shooting sprechen wollen.
Liebe Grüße, Hannelore“

Schau, da steht alles drin. Der Fotograf weiß nun genau Bescheid, hat im Idealfall schon Bildideen im Kopf und sagt euch sicher zu, wenn ihr jetzt noch seinem Modeltyp entsprecht.
(Ja, beim modeln geht es ums aussehen. Tut mir leid das sagen zu müssen, aber wir sind nicht bei der Organspende, wo nur die „inneren Werte“ zählen“)
Außerdem verschafft solch eine Anfrage doch echt einen super ersten Eindruck, findet ihr nicht auch? Da bekommt man richtig Lust, denjenigen kennen zu lernen.

Ganz schlecht und dann müsst ihr euch echt nicht wundern, liebe Fotografen und Models, wenn ihr darauf keine Antwort bekommt ist:
„Boah geile fotos. Wolln wa auch mal solsche machen.“
-.- Ähm nee.

Telefonat: Ein Telefonat ist eine super Möglichkeit sich vorab ein wenig kennen zu lernen und wichtige Infos auszutauschen. Seid also nicht so geizig mit eurer Telefonnummer und legt los. Aber bitte nicht während der Freund nebenbei Fußball schaut.

Terminabsprache: Am einfachsten geht diese am Telefon. Per Persönlicher Nachricht/Chat dauert das erfahrungsgemäß ewig. Denn wenn das Model kann, ist der Fotograf im Urlaub und wenn der zurück ist muss das Model erst Mal tagelang shoppen gehen.
Alternativ hilft es, wenn jeder einfach all seine möglichen Daten aufschreibt und man dann abgleicht wo Gemeinsamkeiten sind.

Shootingdauer: In der Regel dauert ein TfP-Shooting 3-4 Stunden. Bespreche vorher mit deinem Fotografen, wie viel Zeit du einplanen sollst. Nichts ist nerviger als Zeitdruck. Im Idealfall haltet ihr euch beide den ganzen Tag frei und shootet solange, wie ihr Ideen habt.
Bei bezahlten Shootings werdet ihr natürlich nicht drum rum kommen, ab und an auf die Uhr zu schauen. Muss ja alles im vereinbarten Rahmen bleiben.

Locationauswahl: Wenn ihr wisst, was für Aufnahmen ihr machen wollt (z.B. ganz natürliche im Sommerkleidchen, lässig coole in Chucks, Jeans und Top, erotische Dessous usw.) sucht euch die passende Location dafür. Gehe auch ruhig mal vor dem Shooting dort vorbei. Dann kannst du dir schon mal einen Überblick verschaffen und Bildideen entwickeln.

Kontaktdaten: (Whatsapp, FB) Es kann nicht schaden, rechtzeitig Handynummern auszutauschen. Spätestens aber zwei Tage vor dem Shooting. Es soll schon ein Mal vorgekommen sein, dass die MK oder FB plötzlich wegen eines ominösen Fehlers nicht mehr erreichbar ist. Da steht man dann dumm da, wenn man den anderen nicht erreichen kann.

Ein Kontakt, der in der MK angefangen hat kann auch gerne auf FB übertragen werden. Dort ist die Kommunikation oftmals vertrauter.
Und liebe Fotografen, Whatsapp ist keine Erfindung ausschließlich für junge Leute. Ihr habt euch für ein Smartphone entschieden, also ladet euch gefälligst auch Whatsapp runter. Nichts ist einfacher als darüber zu kommunizieren und sich Fotos von der Location, Outfits, Beispielbildern zu schicken. Zudem kann man so bis kurz vor dem Shooting dauerhaft in Kontakt bleiben.

Vertrag: (und dessen Bedeutung)
Shootet bitte nie ohne einen Vertrag. Ich weiß, es ist nervig so viel zu lesen (was tut ihr denn gerade ;) ) aber glaubt mir, es ist besser als nachher als Dumme da zu stehen.
Manche Fotografen werden euch einen halben Urwald vor die Nase legen. Das finde ich persönlich unnötig. Ein Shootingvertrag braucht einfach nicht mehr als zwei Seiten. Lasst euch den Vertrag am besten vorher per E-Mail zuschicken, dann könnt ihr euch den in Ruhe durchlesen und im Falle eines Urwalds nach einem anderen fragen.
Achtet darauf, dass folgende Dinge zu eurer Zufriedenheit geregelt sind:
- Daten: Name, Anschrift, Kontaktdaten von Fotograf und Model
- Shootingort (Stadt)
- Datum des Shootings
- Basis und eure genauen Nutzungsrechte
- Aufnahmebereiche
- Bildbearbeitung in Anzahl und maximaler Dauer
- Bildveröffentlichung (besonders wichtig, wenn sie z.B. nicht bei FB hochgeladen werden sollen)
- Salvatorische Klausel

Dieser Vertrag wird euch zwar in einem Rechtsstreit nichts nützen, aber ihr habt wenigstens etwas in der Hand.
Keine Bilder nach 2 Monaten? Weise auf die Absprache im Vertrag hin.
Aktbilder verbotenerweise auf FB gepostet? Weise auf dem dazu gehörigen Abschnitt im Vertrag hin.
Einige Aufnahmen verkauft? Weise auf … ihr versteht was ich meine?

Ohne Vertrag bleibt dir einfach nur ein „Ja aber du hast doch gesagt.“ ...




















Teil 2
Wie bereite ich mein Fotoshooting vor?

Der Shootingtermin steht nun fest, ihr seid euch beide sicher, dass an diesem Tag keine Freundin Geburtstag hat, am Vorabend keine fette Party steigt und ihr höchstwahrscheinlich auch gesund sein werdet? Dann geht es nun an die Vorbereitung.

Ein kurzes Wort an die Fotografen: Sucht euch bitte Beispielbilder raus, wenn ihr mit Anfängermodels arbeitet. Diese könnt ihr dann beim Shooting zeigen, damit euer Model eine ungefähre Vorstellung davon hat, was für Bilder ihr machen könnt.
Ladet eure Akkus auf (die von der Kamera und auch die eigenen), packt genügend Speicherkarten ein und überprüft einfach noch mal euer gesamtes Fotoequipment.
Manche bringen auch ein paar Accessoires und Kleidungsstücke mit. Besprecht das bitte vorher mit dem Model, ob es für sie okay ist.

Denn wahrscheinlich ist dieses Teile bereits auf einem eurer Bilder.
Alternativ kann man dem Model sagen, was man sich vorstellt und wenn es ihr gefällt und sie etwas passendes findet, kauft sie es für euer Shooting.

Macht euch bitte zusammen mit dem Fotografen Gedanken, ob ihr eine Visagistin braucht und wie diese für ihre Arbeit bezahlt wird.

Visagistin: Du bist dir unsicher, ob deine Make up Künste reichen um dich auf den Bildern gut aussehen zu lassen? Dann gibt es zwei Möglichkeiten: Du versuchst sie mit Hilfe von Tutorials auf z.B. youtube.com zu verbessern oder du suchst dir eine erfahrene Visagistin. Es gibt viele, die selbst noch üben und daher ihre Arbeit auf TfP-Basis anbieten. Andere haben bereits genügend Erfahrungen und ein aussagekräftiges Portfolio, so dass sie Geld für ihre Arbeit nehmen. Diese Kosten trägst entweder du alleine oder du fragst den Fotografen, ob er sich daran beteiligt.
Hier ist vielleicht auch abzuwägen, wer von euch beiden bisher die höheren Kosten hatte. (Von der Fotoausrüstung mal abgesehen, auf so einen Wert kommt kein normales Model.)
Wer hat Fahrtkosten? Wer bezahlt die Location? Wer hatte speziell für dieses Shooting Anschaffungskosten für Kleidung, Accessoires, etc.?
Denkt daran, bei TfP trägt eigentlich jeder seine eigenen Kosten. Eine Visa kommt euch aber beiden zu Gute.
Bespreche mit der Visa bitte möglichst genau, was ihr euch für ein Make up vorstellt. Sie sollte dies bereits schon ein Mal gemacht haben. Sollen deine Haare auch gestylt werden, gilt es auch das zu besprechen.
Zu dem Visa-Termin gehst du am besten komplett ungeschminkt und eingecremt. Binde auch deine Haare zusammen und entferne große Ohrringe.

Make-up: Allgemein ist zum Make-up zu sagen, dass oftmals ein recht einfaches reicht. Nur tragt bitte etwas mehr auf als sonst, denn auf Fotos wirkt es weniger stark. Natürlich sollte es auch zu den Aufnahmen angepasst werden. Shootet ihr Abendkleider, muss es eben ein Abend Make-up sein. Geht ihr in den Wald und macht dort natürliche Aufnahmen ist weniger oft mehr. Wir sind alle nicht Heidi Klum, die selbst dort mit haufenweise Schminke rumläuft.

Haare: Deine Haare solltest du am besten 1-2 Tage vor dem Shooting waschen. Wenn du bei dem Shooting glatte Haare haben möchtest, glätte sie mindestens einen Tag vorher. Tust du dies erst am selben Tag, sind sie oft schwer zu verändern.
Packe schon alles ein, was du brauchst um deine Frisur zwischendurch zu verändern.
Du solltest in der Lage sein dir einen lockeren Dutt, einen strengen Pferdeschwanz und eine verwuschelte Mähne zaubern zu können.

Körperpflege:

Am Tag des Shootings oder am Abend zuvor solltest du noch mal duschen und dich dabei gründlich rasieren (Achseln, Beine, intim). Auch die Stellen, die man nicht unbedingt nackt sieht. Selbst durch Kleidung (weit ausgeschnittenes Shirt / Strumpfhose / Slip) kann man Härchen durchsehen. Das ist dann nicht nur dir unangenehm, sondern bereitet dem Fotografen auch Mühe bei der Nachbearbeitung.
Tip: Direkt nach der Intimrasur (ca. 1x die Woche um Unreinheiten vorzubeugen) großzügig Babypuder auftragen und kurz unbedeckt lassen. Das beruhigt die Haut. Ansonsten könntest du Rasierpickelchen bekommen und die sehen einfach kacke aus.
Bevor du zum Shooting fährst, ist es hilfreich deine Haut ein Mal komplett einzucremen.

Ein leidige Frage: „Kann ich auch shooten, wenn ich meine Tage habe?“
Das liegt ganz allein an dir. Manchen Frauen geht es an den Tagen nicht gut, sie fühlen sich allgemein unwohl oder haben sogar Schmerzen. Wenn das bei dir der Fall ist, verkrieche dich lieber aufs Sofa unter einer Decke und verschiebe rechtzeitig (!) den Shootingtermin. Aber hey, das weiß man eigentlich vorher. Also auch das bitte bei der Terminabsprache berücksichtigen.
Ansonsten gibt es keinen Grund, nicht in dem Zeitraum zu shooten.

Shootingkoffer:
Sehr wichtig ist die Wahl des richtigen Gepäckstücks. Am Anfang habe ich eine einfache Reisetasche genutzt. Diese sind allerdings sehr unpraktisch. Die Sachen verknittern, geraten durcheinander und man hat kaum die Möglichkeit einen Überblick zu erlangen. Daher empfehle ich einen mittelgroßen Trolley. Den brauchst du dann auch nicht tragen, sondern kannst ihn einfach hinter herziehen. Sehr gut sind Hartschalenkoffer, da man sie einfach abwischen kann, wenn sie schmutzig geworden sind. An dieser Stelle vielleicht noch mal ein Hinweis an die Fotografen: Ja, wir Models mögen es, wenn ihr uns den Koffer abnehmt. Ihr dürft ruhig Gentleman sein. Natürlich nur, wenn ihr nicht selbst schon 4 Stück hinterher zieht.

Deine Kleiderwahl:
Liebe Models, mir ist zu Ohren gekommen, dass viele mit Omaschlüppern, ausgeleierten Tops und neonfarbigen Röcken auftauchen.
Seid ihr euch WIRKLICH sicher, dass ihr das auf euren Bildern haben wollt? Aus einem Omaschlüpper wird nämlich selbst mit Photoshop kein heißes Hösschen. Bitte packt anständige Klamotten ein.

Hier spielen auch die geplanten Aufnahmebereiche, sowie die Location eine große Rolle.
Packe dazu passende Kleidung ein. Aber übertreibe es nicht. Nicht alles, was gerade zu deinen „Lieblingssachen“ gehört, passt auch auf´s Bild.
Ich mache es immer so, dass ich erst ein Mal alles zusammen schmeiße, was in Frage kommt. Da das aber nie alles in den Koffer passt, sortiere ich aus. Ich überlege mir mögliche Outfits und lege das zur Seite, was nicht dazu passt, ich vor kurzem schon getragen habe und was nicht unbedingt zum Bildstil des Fotografen passt.
In der Regel reicht es, wenn du 5 komplette Outfits dabei hast.
Also Oberteil + Unterteil + Unterwäsche + Schuhe + Accessoire.

Bitte entferne vor dem einpacken der Sachen alle Waschanleitung- und Größenzettel daraus. Diese sind wirklich lästig beim shooten, da sie sich immer mit ins Bild mogeln. Achte auch darauf, dass die Kleidung sauber ist.



Es gibt ein paar Basics, die du für alle Fälle immer dabei haben solltest. Diese sind:

Basics Klamotten:
- 2-3 BH-Sets, mind. ein weißes und ein schwarzes, BH + passendes Höschen (ja wirklich, Dessous-Aufnahmen mit unterschiedlichem BH und Slip sehen unschön aus)
- eine Jeans
- Tanktop
- ein Paar schwarze halterlose Strümpfe
- weiße Bluse
- schwarze hohe Pumps in denen du stehen und laufen kannst
- flache Schuhe für Outdoor-Locations
- Pulli
- Hotpants

Basics Schminktäschen:
Puder in deinem Hautton, eine kleine Haarbürste, Handspiegel, Haarklammern, Haargummis, Haarspray, Deo

Basics Sonstiges:
Pflaster für Schrammen, Nagelfeile für den im blödesten Moment abgebrochenen Nagel, einen Handspiegel, Sicherheitsnadeln für Tücher und etwas zu große Sachen, eine Decke oder Mülltüte zum ablegen der Sachen, eine Flasche Wasser, einen Snack und ein altes kleines Handtuch falls du dich outdoor schmutzig gemacht hast.

Kleidung am Shootingtag:
Am besten verzichtest du am Morgen auf Unterwäsche, denn die hinterlässt Abdrücke die schwer zu retuschieren sind. Oder kaufst dir extra einen Slip der eine Nummer größer ist. ;) Zudem solltest du mindestens Sneakersocken anziehen, am besten aber Feinsöckchen. Wähle lockere Kleidung, nichts was auf deiner Haut drückt. Wenn du outdoor shootest, ziehe flache und bequeme Schuhe an.
Style dich nicht mega doll auf. Du fährst zu einem Shooting, nicht zur Disco. Das Outfit, welches du anhast wirst du eh nicht shooten. (Ausnahme: Streetwear Aufnahmen)

Achte bitte auch darauf, dass du die Handynummer vom Fotografen und die Anschrift des Treffpunktes dabei hast. Dein Handy sollte natürlich aufgeladen sein und zu Shootingbeginn auf lautlos gestellt werden (das gilt auch für Fotografen).
Und packe etwas zu essen und Trinken ein. Müsliriegel und Kekse gehen immer.
















Teil 3
Wie läuft das Fotoshooting ab?

Du hast nun alles vorbereitet und weißt, wo ihr euch trefft, ob du abgeholt wirst und wann du los musst. Bitte bedenke, dass du unterwegs in einen Stau geraten kannst, der Bus Verspätung haben könnte oder eine Bahn ausfallen kann. Ein zeitlicher Puffer von 20-30 Minuten ist daher nicht verkehrt. Wenn dein Fotograf das auch so handhabt und ihr beide gut durch kommt, muss auch niemand warten.
Bevor du das Haus verlässt, gehe in Gedanken noch mal dein Gepäck durch. Hast du Schuhe, Make up, Accessoires und alle Kleider eingepackt? Ein Getränk mit? Dein Handy?
Ja? Na dann los.

Es ist völlig normal, dass du aufgeregt bist. So ging es mir selbst nach Jahren vor manchen Shootings noch. Aber mach dich nicht verrückt, ihr wollt nur Fotos machen und nicht heiraten. Die Wahrscheinlichkeit, dass ihr euch gut versteht und schnell Vertrauen zueinander aufbaut ist sehr hoch :) Und wenn erst Mal das erste Bild im Kasten ist, wird es besser. Versprochen!

Begrüßung:
Hier gibt es im Grunde 3 Arten. Rein akustisch, Hand geben oder eine kurze Umarmung. In der Regel gibt man sich beim ersten Shooting kurz die Hand und begrüßt sich freundlich. Beim 2. Shooting oder wenn man schon länger Kontakt miteinander hat ist eine schnelle Umarmung aber auch in Ordnung. Nur bitte liebe Fotografen, NIEMALS ein Küsschen von euch aus geben. Das ist viel zu vertraut und sorgt für ein unwohles Gefühl beim Model.
Ein bisschen Small Talk vor dem Shooting ist absolut nervenberuhigend. Wobei es auch sehr ruhige Menschen gibt, die sich erst ein Mal auf die neue Situation einstellen müssen.
Liebe Fotografen, macht euch bitte nicht zu viele Gedanken wenn ihr ein ruhiges Model da habt. Sie wird schon noch aus sich rauskommen, wenn sie sich sicherer fühlt.


Location Rundgang:
Wenn ihr dann in der Location seid, die ihr euch für euer Shooting ausgesucht habt, sucht am besten erst Mal einen Platz für euer Gepäck. Wenn sich einer von euch beiden Ort schon auskennt, ist es immer gut dem anderen kurz rumzuführen.
Am besten unterschreibt ihr dann auch gleich die Verträge, dann kann das später nicht vergessen werden.
Es gibt verschiedene Arten von Locations. Die klassischen sind:

- Das eigene Fotostudio vom Fotografen: Dort wird er euch problemlos alles zeigen und vielleicht auch schon ein paar Sets ansprechen. In der Regel gibt es dort auch einen Raum in dem du deine Sachen ablegen und dich umziehen kannst.
- Mietstudio: Das erkundet ihr am besten zusammen. Während der Fotograf nach der Technik und dem Licht schaut, kannst du dir schon ein Mal Gedanken zu passenden Outfits machen. Auch hier wird es einen Platz für´s Model geben.
- on Location indoor: Dies kann eine Wohnung, ein Hotelzimmer, die Bar eines Freundes oder ähnliches sein. Auch diese Location kennt ihr vorher wahrscheinlich nur von Fotos, also schaut euch zusammen um.
- on Location outdoor: z.B. eine alte Fabrik. Hier ist Vorsicht geboten. In den meisten liegt viel Müll und Gerümpel, Gullideckel fehlen, Penner lauern rum, (nee Scherz, das ist mir erst nach 5 Jahren mal passiert), defekte Lampen hängen von der Decke und und und.
Also aufpassen wo ihr hintretet. Nehmt euer Gepäck mit in die Nähe des jeweiligen Sets, aber schleppt es nicht ständig hinter euch her. Es ist extrem unwahrscheinlich, dass euch eine Ratte den Koffer klaut.
Schaut auch schon mal, wo das Licht passen könnte. Das ist outdoor immer etwas schwierig.

Sets:
Als Set bezeichnet man eine dargestellte Szene. Im Studio z.B. vor einem Papierhintergrund auf einem Stuhl sitzend oder freies posen vor einer alten Fabrikwand.
Je nachdem wie genau eure Bildidee und dein Posing ist, desto kürzer oder länger dauert ein Set. Nehmen wir für alle kommenden Themen doch den Stuhl als Beispiel.

Dauer eines Sets:

Stell dir vor, der Fotograf hat sich gut vorbereitet und Beispielbilder dabei und schlägt dir vor, dich an diesem Bild zu orientieren. Dann werdet ihr versuchen ein ähnliches Bild zu machen und wechselt dann zum nächsten Set. Natürlich kannst du dein Posing auch variieren und es werden während des Sets mehr Bilder gemacht. Auch die Arbeitstechnik deines Fotografen spielt eine große Rolle.
Mutet euch aber nicht zu viel zu. Ein Set braucht in der Regel nicht länger als eine dreiviertel Stunde und das ist schon echt viel. 20-30 Minuten reichen völlig aus. Wenn dann kein Knallerbild dabei ist, dann ist das Set einfach nicht dein Ding. Also ab zum nächsten, es gibt tausende Möglichkeiten.

Fotografenarten:
Hier möchte ich nur die gängigsten aufzählen, da ich zum einen sicher noch nicht alle kenne und es zum anderen den Rahmen sprengen würde.
Ausgangssituation: Weißer Holzstuhl vor grauem Fotohintergrund im Studio.

Typ 1 „Ich weiß genau was ich möchte und das machen wir jetzt“
Dieser Fotograf hat ein genaues Bild im Kopf und wird mit dir so lange an deiner Mimik und Körperhaltung feilen, bis alles passt. Anschließend macht er 2-3 Bilder davon und ihr wechselt zum nächsten Set. Das hat den Vorteil, dass du dich auf seine Anweisungen verlassen kannst und das Bild nachher wahrscheinlich gut wird.
Z.B. Auf der Vorderkante des Stuhl sitzend, Beine vorgestreckt, mit den Armen an der Stuhllehne nach hinten gelehnt abstützen, Kopf in den Nacken.

Typ 2 „In diese Richtung soll es gehen, versuchen wir es einfach“
Mit diesem Fotografen hast du dir vorher überlegt, was für eine Szene ihr nun fotografisch darstellen möchtet. Z.B. verträumte Portraits auf dem Stuhl. Von vorne, hinten, seitig, unten, oben. Hier können auch gut und gerne mal 200 Bilder entstehen.

Typ 3 „Du bist hier, ich bin hier, machen wir was tolles daraus“
Diese Fotografen werden so oft auf den Auslöser drücken, dass er mit einem Film besser dran wäre. Denn einen genauen Plan hat er nicht. Ihr habt einen Stuhl und ein Studio, leg los. Hier ist dein freies Posing und deine Kreativität gefragt. Großer Vorteil: Ihr bekommt ungestellte Momentaufnahmen.


Bildidee:
Ideen für Bilder kann man theoretisch überall entwickeln. Man muss sich einfach inspirieren lassen. Von anderen Bildern, Gegenständen, Personen, Gerüchen … geht mit offenen Augen durch die Welt und merkt euch die Dinge, die euch gefallen.
Oftmals muss man nicht mal besonders kreativ sein. Natürliche Bilder, die auch alltäglichen Situationen entstehen können auch sehr schön wirken.


Outfitauswahl:
Bei der Wahl deines Outfits solltest du darauf achten, dass es farblich zum Hintergrund passt, es vom Stil her in der Location glaubwürdig wirkt und du dich darin auch wirklich wohl fühlst. Überlege zusammen mit dem Fotografen, ob es Sinn macht es mit Accessoires abzurunden. Das probierst du am besten einfach mal aus, denn die wenigsten Männer können einen Unterschied zwischen der Blümchenkette mit 4 pinken Blüten und der Blümchenkette mit 3 Blümchen und Spitzenband erkennen. Notfalls macht zwei Probeschüsse mit den zur Auswahl stehenden Accessoires.

Das eigentliche Fotoshooting:
Wenn dann alles steht, das Set besprochen wurde, das Outfit passt, das Licht bestens ist und ihr beide wisst, was ihr nun tun sollt geht es endlich mit dem Shooting los.
Unfassbar nicht? 12 Seiten Text, ehe es endlich zum ersten Bild kommt. Wie ihr spätestens jetzt bemerkt, ist modeln gar nicht so einfach wie es vielleicht aussieht.
Alles was ihr jetzt macht, wird gleich auf einem Foto sein. Wenn ihr gähnt, niest, euch am Hintern kratz, eine Fliege wegpustet .. alles! Aber keine Sorge, es kann genauso schnell wie es gemacht wurde auch wieder gelöscht werden. Also legt los, bewegt euch.

Posen:
Das posen ist am Anfang natürlich das schwerste beim ganzen Shooting. Denn jetzt kommt es darauf an, wie gut du dich vorbereitet hast und wie die Gefühl für deinen Körper ist.
Hast du zu Hause vor dem Spiegel geübt und ein paar Posen „einstudiert“, kannst du diese nun ausprobieren. Lass dir vom Fotografen die gemachten Bilder zeigen und schaut, was ihr noch verbessern könnt.
Achtet darauf, dass nichts im Bild ist, was da nicht hingehört, ob deine Mimik stimmt, das Licht in Ordnung ist und die Pose nicht irgendwie seltsam aussieht.
Wenn du unsicher bist, versuche einfach ein paar Variationen. Aus der Ursprungspose kannst du sehr viel heraus holen, indem du dich einfach bewegst.
Such dir am besten eine feste Beinstellung aus und beginne damit deine Arme zu bewegen.

Es gibt sehr viele Dinge, auf die man als Model achten muss. Die Haare müssen richtig liegen, deine Mimik muss passen, du solltest immer Körperspannung bewahren, deine Hände sollten nicht so verkrampft wirken, deine Beine nicht zu unnatürlich, bei der Kopfhaltung musst du auf das Licht achten, „Bauch rein, Brust raus“ zieht immer und und und.
Ich könnte hier ewig weiter schreiben und all meine Tips und Tricks verraten. Aber dann bucht mich niemand mehr für ein Model-Coaching. Das wäre kontraproduktiv, daher lassen wir das.
Ihr werdet es schon selbst herausfinden, was gut und was doof aussieht. Und wenn es doch schneller gehen soll:
https://modeldesty.jimdo.com/coachings/model-coaching/

Mimik:
Viele Mädels neigen dazu, angespannt zu schauen. Ich kann verstehen, dass die Situation neu für euch ist und ihr unsicher seid.
Auch hier ist es wichtig, dass du vorher fleißig vor dem Spiegel geübt hast. Das ist wie bei Tests in der Schule: Hast du dich gut vorbereitet, schreibst du frei von der Leber weg. Hast du lieber stundenlang mit deiner besten Freundin telefoniert guckst du in der Stunde der Wahrheit doof aus der Wäsche.
Generell ist zu sagen, dass ein geschlossener Mund zwar alltäglich ist, und auf Bildern meistens unsicher aussieht. Also achte darauf, dass theoretisch immer ein Centstück zwischen Ober- und Unterlippe passen würde.

 


Versuche dir zu merken, welche Muskeln du in Gang setzen musst um verträumt, verführerisch und cool zu schauen. Damit kannst du dann schon viel Stimmung authentisch rüberbringen. Selbstverständlich darfst du auch mal lächeln, aber bitte nur wenn es echt ist.
Liebe Fotografen: Der Spruch „Lach doch mal“ geht gar nicht! Habt ihr euch schon mal dabei beobachtet, wie es aussieht wenn ihr gekünstelt lacht? Ich sage es euch: Unecht und bekloppt.
Und genau so sieht es beim Model meistens auch aus. Wenn ihr möchtet, dass euer Model lacht, dann bringt sie zum lachen. In der Regel reicht da schon ein Flachwitz a´la: „Zu welchem Arzt geht Pinocchio? Zum Holz-Nasen Ohrenarzt“ oder „Warum gibt es keine Fliegen in Kirchen? Weil sie In-sekten sind.“

Sorry, die mussten mal sein :P

Shootingpause:
Vergesst nicht zwischendurch auch mal eine Pause zu machen. Eine kurze nach jedem Set ist nicht verkehrt. Da könnt ihr etwas trinken und euch zusammen die Bilder anschauen. Evtl. fällt euch da auch schon ein Bild auf, welches das beste zu sein scheint. Zoomt ran und guckt, ob alles passt. Es kam schon oft genug vor, dass ein Bild perfekt zu sein scheint und einem dann aber auffällt, dass die Augen fast zu sind, der BH-Träger verdreht ist, das Bild unscharf ist oder oder oder. Dann habt ihr JETZT die Gelegenheit zu versuchen es noch ein mal ähnlich nur ohne den Fehler hinzubekommen.

Umstimmigkeiten beim Shooting:
Hier gibt es ein paar Dinge, die doof sein könnten.
Wir sind alles individuelle Menschen und da kann es natürlich vorkommen, dass man doch nicht auf einer Wellenlänge befindet. Stellt ihr wirklich fest, dass ihr nicht auf einen gemeinsamen Nenner kommt, ist es völlig legitim das Shooting abzubrechen. Denn das würde man nachher auf den Bildern mit Sicherheit erkennen.
Über kleinere Dinge wie z.B. unterschiedliche Vorstellungen der Posen, Outfits und Sets kann man reden. Da wäre es auch möglich, zwei Versionen umzusetzen. Nachher kann man dann immer noch schauen, was besser aussieht. Nehmt die Vorschläge von Fotografen ruhig an, auch wenn ihr euch im ersten Moment vielleicht schwer vorstellen könnt, wie das dann aussieht.




Teil 4

Was ist nach dem Shooting zu beachten?


Direkt nach dem Shooting bist du bestimmt schon total gespannt auf die fertigen Bilder und kannst es kaum erwarten, sie zu sehen.
Je nachdem was im Vertrag steht, bekommst du entweder alle Bilder zur Voransicht und Auswahl, eine begrenzte Anzahl oder nur die fertigen. Das kommt wirklich auf den Fotografen an. Nicht alle verschicken unbearbeitete Bilder. Wie deiner das handhabt, steht im Vertrag den du unterschrieben hast und der somit gültig ist.

Bildauswahl:
Solltest du dir selbst Bilder aussuchen dürfen, die dein Fotograf für dich bearbeitet, übertreibe es nicht mit der Anzahl. Natürlich wirst du von der Menge überwältigt sein und hättest am liebsten alle. Aber die brauchst du gar nicht. Weder für deine Freunde und Familie, noch für deine Sedcard. In der Regel reichen 1-2 Bilder pro Set.
Wenn der Fotograf dir aber „nur“ 5 gestattet, musst du so lange aussortieren bis du deine absoluten 5 Lieblingsbilder gefunden hast.

Wirst du ihm statt der 5 z.B. 12 schicken, kann es gut sein dass er die 5 bearbeitet, die eigentlich doch gar nicht so wirklich deine Favoriten waren. Also überlege dir gut, welche Bilder du unbedingt haben magst. Sicherlich lassen auch viele Fotografen mit sich reden und bearbeiten mal eins mehr als vereinbart.

Bildbearbeitung:
Das bearbeiten der Bilder bleibt dem Fotografen überlassen. Er entscheidet wann er dies tut und in welcher Form. Du hast dir vor eurem Shooting ja seine bisherigen Bilder angesehen und weißt, worauf du dich einstellen kannst.
Bitte berücksichtige, dass die Bearbeitung gut und gerne mal ein paar Stunden dauern kann und nicht jeder Fotograf dafür sofort Zeit hat. Die meisten haben ja auch einen normalen Job und eine Familie. Da zählt das shooten sowie das bearbeiten der Bilder zur Freizeitgestaltung.
Sicherlich wird er sich auch hier an die Vereinbarung im Vertrag halten.

Achtung: Sollte im Vertrag so etwas stehen wie: „5 bearbeitete Bilder innerhalb von 8 Wochen“ und dies wurde nach 8 Wochen nicht erfüllt, weise den Fotografen freundlich darauf hin. Dann wird er dir sicher sagen, wie lange du noch warten musst.


Shootingbewertung:
Seid ihr beide in der Model-Kartei angemeldet, wäre es schön, wenn ihr euch gegenseitig eine Shootingbewertung schreibt. Da könnt ihr dann für andere noch mal schildern, wie ihr das Shooting fandet. Entweder ganz kurz wie z.B.

„Hallo Helmi,
unser erstes Shooting war wirklich super. Du hattest gute Bildideen und warst locker und freundlich drauf.
Ich freue mich, wenn wir noch ein Mal miteinander shooten.

Liebe Grüße,
Ingeborg“


Oder auch ausführlicher. Da habe ich jetzt aber keine Lust ein Beispiel zu schreiben, da ihr das sonst nur kopiert und nicht selbst kreativ seid :P
Wichtig ist, dass Models, die noch nicht mit dem Fotografen geshootet haben einen Eindruck davon bekommen, wie er drauf ist.


Folgetermin:
Wenn euch das Shooting beiden sehr gut gefallen hat, könnt ihr auch schon einen Folgetermin vereinbaren. In der Regel ist es so: Um so öfter man zusammen shootet, desto besser werden auch die Bilder.

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Meine lieben Models und diese, die es werden wollen,
ich wünsche euch allen sehr viel Spaß bei all euren Fotoshootings und stets tolle Fotografen.
Ich hoffe sehr, dass ich einigen unter euch mit diesem Leitfaden helfen konnte. Vielen Dank fürs lesen.


Mir hat es viel Spaß gemacht, ein Mal viele meiner Tips weiter zu geben.

Alles liebe,
eure
Desty.

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Kommentare: 2
  • #1

    marmag Foto (Samstag, 06 April 2019 20:49)

    Hallo Desty,
    toller Leitfaden für Models und Fotografen und Menschen die es noch werden wollen ;-). Sehr gut geschrieben und auch die Wünsche, Bedürfnisse, Stärken und Schwächen beider Seiten berücksichtigt... Ich hoffe, das es viele Models und Fotografen lesen und auch danach handeln :-). Ich fotografiere seit vielen Jahre (sowohl TFP, als auch Pay in beiden Richtungen). Natürlich sind die Erwachtungen an ein Pay Model sehr hoch, wenn ich bezahle, hat das Model nach meinen Bildwünschen zu agieren, bezahlt das Model mich, mache ich was sie will und bei TFP kucken wir mal ;-). Ich kenn auch Models, die nach dem shoot von 300 Bildern 299 bearbeitet haben wollen, das ist aber für den Fotografen nicht machbar... Meine Faustformel ist, pro Stunde 3 bearbeitete Bilder und die Bilder die ich bearbeiten möchte als Bonus... Ich denke mal, das es fair ist, so wie ich das handhabe, über ein Bild mehr oder weniger diskutier ich auch nicht :-)
    Gruß,
    marmag Foto

  • #2

    Denise (Coeur de Lys) (Sonntag, 28 April 2019 21:24)

    Hallo Helmi, Grüße Ingeborg :D
    Du bist der Knaller.
    Danke für diesen Leitfaden. Absolut super verständlich und mit Charme geschrieben.
    Die Ratschläge sind super.
    Liebe Grüße